Rudenregatta – UpandDown über Boddengrund

Die Wetteraussichten für den Regattasamstag in Peenemünde sind, nun ja, normal?! Eine Gewitterfront mit anschließendem Dauerregen, gleichmäßige 4 Beaufort für den Rest des Tages, relativ kühl. Da machen sich auch schon erste Sorgenfalten auf der Stirn meiner lieben Gattin breit. Eigentlich freut sie sich auf einen schönen Sommertag am Strand. Ich versuche zu erklären, dass das Wetter immer überraschen kann – und am nächsten Tag, tat es das dann auch. Von Gewitter und Starkregen war in der Nacht und am Vormittag nichts mehr zu sehen. Der Wind kommt jetzt schon aus westlicher Richtung, mit einer stabilen 4, ohne schlimme Böen, ohne fiesen Regen, relativ kühl. Na also, fast Strandwetter!

Das Teilnehmerfeld ist in diesem Jahr noch einmal angewachsen. Der günstige Zeitpunkt vor den Sommerferien und die perfekte Organisation der Regatta, haben 36 Kutter hier zum nördlichsten Zipfel Usedoms gelockt. Peenemünde hat mal wieder die Einwohnerzahl verdoppelt und freut sich über jede Crew die hier an der Startlinie schwimmt.

Auch in unserem Team ist die Rudenregatta sehr beliebt. Wir haben erstmalig einen Überhang an Interessenten die heute mitsegeln möchten. Wir wollen uns jedoch nicht auf den Schoten stehen und beschließen, die zuletzt gemeldeten abzugeben. Das erscheint mir gerecht, auch wenn dabei meine eigene Tochter auf einem anderen Boot performen wird. Auf der Nautilus weiß ich sie aber in guten Händen und freue mich, dass wir so auf der Regattabahn in Kontakt bleiben werden. Außerdem gibt es dort Einen, der immer Geburtstag hat. Gut für die Stimmung an Bord. Leider ist in diesem Jahr für den Argestes kein Team zusammengekommen. Aber wenigstens konnte Ulli sich einschiffen, also als Gast mit an Bord gehen, so heißt das im Seemannssprech, einschiffen! Und zwar beim amtierenden Vizemeister 7Seas aus Schwerin – gut so, lernen, lernen, lernen!

Man nehme 5 Teile Nautilus, 1 Teil Zephyr = Platz 16.

Rechtzeitig einen Platz auf dem Zephyr haben sich dagegen gesichert: Frank an der Pinne, Olaf am Groß, Pauline und Jens an der Genua, Alex und Tino im Vorschiff und schließlich als Libero und Berichteschreiber Ronny. Los geht´s!

  1. Lauf

36 Kutter sortieren sich und verlassen den Hafen. Wir versuchen nur unter Genua die Dalben an der Hafeneinfahrt zu passieren und driften erstmal völlig gaga in Teamwork rein. Wir kommen frei und haben glücklicherweise keine materiellen Schäden verursacht. Das geht ja gut los! Schließlich haben wir irgendwann genügend Abstand, um bei dem Versuch das Groß zu setzen, niemand weiteres zu gefährden. Wir treiben rückwärts über die gesamte Reede, um am Ende die Disziplin Auftakeln, als bestanden abzuhaken. Endlich können nun Feintuning und ein erstes Spimanöver angeschlossen werden. Nebenbei registrieren wir beim Passieren der Fahrwassertonnen noch den einlaufenden Strom und entwickeln unsere Starttaktik. Die Luvtonne liegt nordöstlich im Peenestrom. Wir wollen möglichst auf die rechte Seite um nicht in der Strömung aufkreuzen zu müssen. Wie aber soll man durch dieses Feld kommen?

Zephyr mittendrin (Heckansicht)! Die Anderen starten derweil schon.

Mit Wind von Backbord am Pinend zu starten halten wir für riskant. Ebenso wird am Schiff alles dicht sein, dort eine Lücke zu finden, ist eher schwierig. Aber die Variante gefällt uns trotzdem. Wenn es klappt sparen wir eine Wende und sind sofort auf der rechten Seite. Wir fahren also dem Feld entgegen und suchen einen Durchschlupf. Und da ist die Lücke! Am Ende des Feldes kommt kein Kutter mehr, wir sind fast Letzter. Das Startschiff schaffen wir auch nicht. Statt eine Wende zu sparen haben wir eine zusätzlich zu fahren, uff! Egal, wir sind nun mit freiem Wind auf der rechten Seite der Kreuz. Zusammen mit dem Puma aus Leipzig, der wohl das Startschiff berührt hat, fahren wir soweit wir können und legen dann um auf Wind von Steuerbord. Mit Wegerecht bahnen wir uns nun einen Weg durch die Konkurrenz. Nach weiteren drei Wenden und einer Grundberührung passieren wir die Luvtonne auf Platz 10. Die Idee war also doch nicht ganz schlecht. Wir sind elektrisiert. Nun heißt es Segel einstellen und guten Bootsspeed aufbauen. Wir sind als einzige auf der rechten Kursseite unterwegs und können die Geschwindigkeit der in Luv liegenden Cutty und Hexe gut mithalten. Erfreulicherweise vergrößert sich auch der Abstand nach hinten stetig. Unsere unmittelbare Konkurrenz lässt sich jedoch bis zum Ziel südwestlich des Ruden nicht abschütteln. Nach kurzem Luvkampf, ca. 500m vor dem Ziel, ziehen wir schließlich noch über der Hexe durch, können auf die Tigris abfallen und  so im Finale noch zwei Plätze gut machen. Platz 8 war unmittelbar nach dem Start nicht so klar in Reichweite.

  1. Lauf

Nach dem ausrichten der Regattabahn durch das fleißige Wettfahrtteam, orientieren wir uns und planen unseren Start. Die linke Seite ist klar bevorteilt und wir segeln die Linie ganz konservativ ab. Leider liegen wir etwas tief, mit zu viel Abstand zur Startlinie, mitten im Hauptfeld. Wir geben alles um uns frei zu segeln. Die Wellen haben sich mittlerweile auf einen guten Meter aufgebaut und manches Set ist durchaus noch gewaltiger. Das Boot hebt sich aber geschmeidig über den Seegang, wobei sich der Backbordschlag etwas hackiger anfühlt. Wir halten gut mit und sind im ersten Drittel an der Luvtonne. Wir beschließen an der Ablauftonne zu Halsen und dann erst den Spi zu setzen. Wir verschaffen uns erstmal etwas Luft und wollen dann, nach dem shiften des Spis, mit Wegerecht in Richtung Gate segeln. Eigentlich ein Routinemanöver. Neu installiert und noch nicht ausreichend getestet, hat sich unser Vorschiff mit dem neuen Mastbeschlag für den Spibaum auseinanderzusetzen. Und das geht direkt mal schief, hängt dann schief und bleibt schief. Dabei hat es tatsächlich die Schrauben aus dem Holzmast gehebelt. Unsere Aufholjagd muss kurz unterbrochen werden. Obendrein fordert der Seegang nun auch noch sein erstes Opfer und schickt unseren Vorschiffsmann in den vorzeitigen Ruhestand. Doch als waschechter Libero verlasse ich meinen sicheren (und trockneren) Posten am Besan und widmete mich nun meiner Kernkompetenz. Den Beschlag bekomme ich erstmal nicht wieder hin, kann mir aber eine Schlaufe knoten, die diesen nun ersetzt. Am Gate haben wir jetzt einige Plätze verloren halten uns aber bis ins Ziel auf dem 13. Platz. Immerhin!

  1. Lauf

Wieder kommen wir nicht am Pinend aus dem Startloch. Es fehlt uns wohl doch noch etwas an Übersicht und Routine für bessere Starts. Mit gutem Bootsspeed und der Wahl der richtigen Kursseite können wir uns im Laufe der Zeit immerhin so weit nach vorne arbeiten, dass eine gute Platzierung in den TopTen möglich erscheint. Also Feuer auf alle Zylinder und keine Fehler mehr machen. Aber leichter gesagt als getan. An der Luvbahnmarke kommt es zum cross mit SantaFe, oder doch ganz knapp nicht, oder lieber hinten lang, aber äähhh, ach zu spät! Die BM hat uns wie ein Magnet angezogen und nun dümpeln wir rückwärts, ausgeknockt. Einige sprachlose Momente später haben wir uns aber wieder berappelt, Halsen, Wenden und schaffen endlich die BM im zweiten Anlauf. Wir müssen ein ganzes Paket an Booten passieren lassen. Es ist zum Haare raufen. Wir beenden den Lauf auf Platz 17 knapp vor den Ambrosianern, die uns am Ende nochmal fordern (Foto).

Selbst Platz  17 ist hart umkämpft.

  1. Lauf

Mit durchwachsener Bilanz fiebern wir, unterschiedlich motiviert, dem letzten Lauf entgegen. Einige hoffen bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, andere einfach nochmal auf ein gutes Ergebnis. Wind und Wellen scheinen inzwischen etwas abgenommen zu haben. Auch hat es noch weiter links gedreht, so dass wir mit Wind von Steuerbord nicht gut über die Linie kommen. Die Wettfahrtleitung entscheidet aber nichts zu verändern und wir vermuten darum, dass sich mehr Kutter entscheiden werden, mit Wind von Backbord zu starten. Doch erstaunlicherweise sind hier am Pinend nur 4 oder 5 Boote versammelt und lauern auf eine gute Möglichkeit, durch das mit Wegerecht kreuzende Hauptfeld zu gelangen. Mit genügend Speed und scharfem Auge finden wir eine Lücke und schneiden durch die Phalanx der Backbordstarter. Neben uns hat nur die „Reichpietsch“ aus Gotha, mit dem erfahrenen, wie unerschrockenen Falko an der Pinne, den Durchbruch geschafft. Ich denke die freuen sich auch ein bisschen, diesen Lauf so gut zu eröffnen. Wir halten uns in der Spitzengruppe und gehen als Sechster um die Luvtonne. Böse Erinnerungen an das vergangene Jahr kommen wieder hoch als wir im Stau der Peenemündung durchgereicht wurden und damit auch eine Podiumsplatzierung verpassten. Doch gerade läuft es gut und wir kommen langsam an die unmittelbar vor uns liegenden heran. Gleichzeitig schiebt sich das Feld aber auch von hinten wieder mächtig zusammen. Wir vertrauen auf unseren Bootsspeed und bleiben in Lee. Die Boote die in eine stärkere Luvposition investiert haben setzen nun den Spi. Quer durch das Feld schneidet, ohne Spi, Habakuk 2 aus Rostock. Wir mümmeln hier jeden Zentimeter mühsam weg und das Rennboot aus Rostock kreuzt hier durch wie der fliegende Holländer.

4. Lauf, Habakuk2-Start, Zephyr ganz rechts im Bild

Irgendwann segeln die noch gegen den Wind, wer weiß!? Jetzt kommen immer mehr Kutter an uns vorbeigerauscht das es uns ganz schwindlig wird. Irgendwie ist unsere Positionierung wieder nicht die Beste gewesen. (Anm.d.R.: In der Nachbetrachtung hätte man auch prüfen können, ob irgendwelches Kraut eingesammelt wurde. Das hätte uns wichtige Geschwindigkeit gekostet.) Endlich im Ziel haben wir viele Plätze verloren und kommen knapp vor der Hexe, auf Platz 14. ins Ziel.Insgesamt müssen wir mit einem durchschnittlichen Ergebnis (15.) zufrieden sein. Wir haben am Abend noch etwas Zeit die verschiedenen Schlüsselmomente zu betrachten, also quasi zu entschlüsseln, um bei der nächsten Regatta, mit noch mehr Erfahrung, alles etwas besser zu machen. Unsere Legionäre auf der Nautilus und der 7seas haben unterschiedlich gut gearbeitet. Punktlandung für Johanna mit der Nautilus, genau hinter uns auf Platz 16. Noch mit deutlich destruktiven Reserven hat Ulli mit 7seas den 3. Gesamtplatz erkämpft. Naja, vielleicht gibt er sich in Ueckermünde auch solche Mühe, als Gast auf dem Zephyr. Gratulation natürlich an den Sieger aus Teterow Resi, und auch den Zweitplatzierten Rennbootfahrern vom Habakuk 2. Zum Schluss rollt noch die Tanzparty über uns hinweg und spült uns in eine bunte Gesellschaft, mit spektakulären tänzerischen Darbietungen.

Endlich im Ziel, die Erleichterung hat viele Gesichter.

Mit eigenen moves, nicht von dieser Welt, verabschieden wir uns aus der Kuttersegelhochburg Peenemünde und nehmen ordentlich Schwung mit für die noch lange Saison mit  dem nächsten Etappenziel „Blaues Band vom Stettiner Haff“ in Ueckermünde.

Discoaction…

Mit bestem Dank an die unsere lieben Freunde aus Peenemünde.

Eure Zephyr-Crew