Saison 2023 – Halbzeitbilanz Kutter Zephyr

Schon länger hatte ich mir vorgenommen, die Regatten an denen wir teilnehmen, für alle Vereinsmitglieder und Freunde etwas aufzubereiten und so erlebbar zu machen. Denn Kuttersegeln ist nicht zwangsläufig eine mühsame Angelegenheit, bei der schwerfällige Klassiker über die Regattabahn treiben. Tatsächlich sind Kutter bis zu Windstärke 6-7 gut zu segeln und damit bei fast allen Bedingungen im Einsatz.

Rangsdorfer Kutterpokal – Knotenkünstler

In Rangsdorf beginnt traditionell die Regattasaison. Diesmal legten wir sogar einen ziemlichen Kaltstart hin. Bis kurz vor die Regatta waren wir gefordert, unsere im Winter dekonstruierten Elemente wieder gebrauchsfähig zu machen. Dabei stresste uns vor allem das begradigte, auf Hochglanz polierte und in Mittschifflinie zwangszentrierte Schwert. Durch die altägyptische Grabkammeratmosphäre in unserer Bootshalle, hatte sich der hölzerne Kiel soweit geschrumpft, wie das auch verschiedene Pharaonen getan haben. Mit dem zu Wasser lassen im Mai, quoll unser Kiel einen Millimeter weiter auf als wir das berechnet hatten. Vielleicht hatten wir das auch einfach vernachlässigt. Das Schwert steckte fest. Mit einer Feile konnten wir aber alles feinjustieren und nun unser Schwert formschlüssig wieder in jede Position bringen. Regattatag 1. Pünktlich versammelten sich im Boot: Franky, Alex, Olaf, Micha, Tino, Samuel und Ronny. Am Sonnabend reichte es leider nur für einen dürftigen Segellauf, der uns obendrein vom Start weg auch nur mittelmäßig gut gelang. Zu zaghaft und etwas deplatziert in der Mitte der Startlinie, fanden wir uns bald am Ende wieder und konnten leider nur wenige Plätze gut machen (und der 11. war noch nicht mal der Streicher!). Den restlichen Tag haben wir uns mit Kuttermehrkampf die Zeit vertrieben und konnten zumindest beim professionellen Knoten überzeugen. Durch die Nähe zur Heimat zerstreute sich schließlich unsere kleine Seesportzelle.
Ausgeschlafen und erfrischt und Haken hinter und jetzt wird alles besser, starteten wir am Sonntag in die nächsten Segelläufe. Für Alex kam Johanna mit an Bord. Motiviert und bei gleichbleibend guten Segelbedingungen um Windstärke 3-4 konnten wir uns mit 6/14/10 nicht wirklich verbessern. Das uns ausgerechnet das Segeln im KMK das Genick gebrochen hat, war auch nicht zu erwarten. Nach
diesem zähen Saisonstart wuchs zumindest der Plan zu einem Segeltraining-Light, einmal die Woche, am besten mit Wind, am besten mit Spaß….

Rund Hiddensee – ohne Rum

Boah, was für ein toller Wind am Freitagabend! Die etwas blank daliegende Zeltwiese auf dem Dänholm in Stralsund lässt die Segler*innen eine frische Brise spüren. Das Grillfeuer ist entzündet und die Crew hat sich versammelt. Der Zephyr ist von Frank schon so gut wie segelfertig aufgebaut. Also nur noch die Arbeitswoche abschütteln und den Abend genießen. Am Sonntagmorgen zum Start sind früh aufgestanden: Frank, Helena, Jens, Johanna, Olaf, Pauline und Ronny. Der Gastrowagen verteilt belegte Brötchen und Kaffee. Die 14 gemeldeten Kutter sind mehr oder weniger segelklar, nur eines fehlt – Wind! Von der schönen Freitagabendbrise ist nichts
übriggeblieben – wir werden heute nicht um die Insel segeln, sondern um ein befreundetes Tonnenpaar 55/56 auf Höhe Heuwiese. Egal wir machen uns fertig und fliehen wie immer zeitig aus dem Hafengewässer um unseren Kram zurechtzutüddeln (Warum müssen wir immer noch so viel rumknoten?). Trotzdem sollten sich andere ein Beispiel an uns nehmen, denn von den 14 Kuttern schaffen es einige tatsächlich nicht rechtzeitig zum Start. Da die Regatta nicht exklusiv für Kutter organisiert wird, ist auch pünktlich 8.30Uhr Start. Viele entscheiden sich mit Wind von Steuerbord am Schiff zu starten. Wir starten nach unserer Analyse, ebenfalls mit Wind von Steuerbord, aber lieber am Pinend. Nur Habakuk und Hexe entspannen bei Wind von Backbord, mit uns als Hindernis, auf der gleichen Seite der Startlinie. Habakuk passiert noch vor uns, Hexe muss hinten lang. Wir ziehen noch 75m nach links raus und legen dann auch um. Wir erreichen als Erster die BM, mit etwas Abstand gefolgt von Hexe und Habakuk. Als erster Backbordstarter folgt Teamwork! In der Hoffnung weiter östlich etwas mehr Wind zu finden ziehen wir aktiv nach rechts raus. Gar nicht so einfach plötzlich vorneweg zu segeln. Unsere Verfolger halten aber tiefer und egalisieren damit sofort unseren kleinen Vorsprung. So geht’s dann also mit Hexe und Teamwork Richtung Tonnenpaar. Der
Wind nun stabil aus südlichen Richtungen, Mal mehr, Mal weniger. In Geschwaderfahrt nähern wir uns langsam der Wendemarke und liegen gleichauf mit SantaFe und ruhelos. Natürlich achten wir darauf, nicht unter die kurz nach uns gestarteten Yachten zu rutschen und in deren Abwinden komplett einzuparken. Dabei übersehen wir fast die BM, die genau auf der anderen Seite der nun völlig verstopften Segelautobahn liegt. Hier an unserer Wendemarke kumuliert „Rund Hiddensee“ mit allen gestarteten Teilnehmern und wir müssen irgendwo eine Lücke finden, ohne Wegerecht. Also nehmen wir Anlauf, halsen und gehen unter Inkaufnahme des Verlustes wichtiger Meter, hinter dem dichten Pulk auf die andere Seite. Puh, geschafft! Sofort heißt es neu orientieren und möglichst Wende um die Tonne kostet den letzten Schwung. Auch erreichen die Windverhältnisse gerade einen Kipppunkt, die Thermik wird relevant und lässt den Wind einschlafen, wir sitzen fest. Also nicht nur wir, an Backbord kaut Pax Nägel, hinter und wendet ruhelos und kurz dahinter Ösfass nach links, in
der Hoffnung irgendwo Wind zu finden. Nur eins ist noch schlimmer als die Ungewissheit wann und wo der Wind wieder einsetzt, das Quietschen von Kuddels Ruderblatt. Man wünscht sich glatt eine Ölkatastrophe. Schließlich liegen wir mit der Prognose richtig, dass die Seebrise am Festlandufer etwas kräftiger daherkommt und halten uns stur im Westen. Ruhelos der zwischenzeitlich im Osten
gute Fortschritte machen kann, bleibt dort in guter Gesellschaft mit Teamwork und Ösfass stecken. Noch weiter im Westen laufen SantaFe und Habakuk auf und davon. Am Ende behält Habakuk die Oberhand und kreuzt als Erster das Ziel an der Stralsunder Mole. Wir haben die Hexe aus Leipzig am Spiegel kleben. Immer wieder holen sie Schwung und versuchen sich bei achterlichem Wind, über uns zu setzen. Zwei, drei Mal parieren wir. Wir versuchen zu halsen, um uns Luft zu verschaffen brechen das Manöve,r ab und verwirren damit scheinbar unseren Gegner der seine Halse zu Ende fährt und uns ziehen lässt. Leider haben wir verpasst konsequent mitzugehen und so in seiner Nähe
zu bleiben. Bei der nächsten Begegnung haben wir sicher 200m verloren und richten uns auf eine Holzmedaille ein, passt ja irgendwie. Vor Kuddel als nächstem Verfolger haben wir einen komfortablen Vorsprung. Beim Zieldurchgang fehlen am Ende 25 Sekunden aufs Podium, doch wir sind trotzdem super zufrieden. Statt Rum, den hat Franky wieder im Keller vergessen, haben wir noch den Portwein ausgetrunken und uns schnell im Hafen, auf eine Poolposition zum Kranen gelegt. Auch wenn es nicht Rund Hiddensee ging und trotz der Leichtwindbedingungen, hatte der Tag eine ganze Menge Spannung bereitgehalten. Den Abend haben wir gut gelaunt bei Livemusik, auf der
Stralsunder Segelwoche ausklingen lassen. Achso, vielen Dank an alle Freunde an den Endgeräten die uns im Tracking bei Seesport Digital die Daumen gedrückt haben.

Rudenregatta

Unsere Lieblingsregatta. Hier sind wir mit Abstand am häufigsten gestartet. Hier haben wir Frank von
der Kaimauer geworfen. Das geht heute nicht mehr, dort steht jetzt ein U-Boot, vermutlich für
immer. Hier wurden unsere Zelte weggeweht, unterspült und von Mücken belagert. Die berühmten
Peenemünder-Zwergmücken – sturmerprobt und furchtlos. Sturmerprobt mussten wir bei dieser 31.
Auflage nicht sein, Zephyrwind war angekündigt. Rekordverdächtige 35 Kutter fanden den Weg zum
MRV Peenemünde. Das Gelände platzte wieder aus den Nähten. Der im vergangenen Winter neu
geschaffene Schwimmsteg entzerrte die Liegeplatzsituation aber merklich. Hier haben unsere lieben
Peenemünder Freunde schon im Vorfeld tolle Arbeit geleistet. Mit liebevoller Hingabe wurde vom
Kran bis zur Tischdeko alles für ein gutes Gelingen der Regatta getan.
Der Wettkampftag begann zeitig und startete um 7.00Uhr mit dem Frühstück.
Steuermannbesprechung und Ausgabe der Tracker für die Erfassung der Bootskoordinaten folgten.

Seesport Digital wird heute live übertragen und so die Regatta für alle Daheimgebliebenen erlebbar
machen. Heute auf dem Steg beim CheckIn: Frank, Jane, Willy, Olaf, Jens, Markus und Ronny.
Johanna segelt heute auf der Preussen vom Potsdamer Seesportclub mit. Immerhin ihr Heimatverein
der sich über eine bestens vorbereitete Seglerin freut und endlich wieder in das aktive Regattaleben
einsteigt. Wir drücken aufs Tempo und sind mit einer der Ersten im Startbereich. Kreuze hier,
Spinnaker dort, tüdel hier, Windverhältnisse dort usw. Wir vertreiben uns die Zeit und stellen fest,
dass ab der Mitte der Startlinie, der Wind etwas frischer weht. Wir Kreiseln uns zurecht und sind
schließlich genau da wo wir sein wollen als das Startsignal ertönt. Mit Wegerecht und maximalem
Speed gehen wir über die Linie. Vom Pinend kommen Nautilus, Rollo und Preussen. Die ersten
beiden gehen noch durch, Preussen entscheidet sich zu wenden. Wir ziehen nicht zu weit nach links,
wollen nicht in die Abdeckung der ufernahen Bebauung. Nach zwei Wenden haben wir die Tonne
anliegen und können mit viel freiem Wind die BM runden. Nach Nautilus und Rollo sind wir 3. Nun
geht’s mit Spinnaker in Richtung Fahrwasser, wir halten etwas Abstand vom Ufer und können so
schließlich Nautilus passieren, der sich außerdem mit No7 auseinandersetzen muss. Das verschafft
uns etwas Luft und wir ziehen 100m davon. Der Blick nach hinten ist ein Blick auf viele Favoriten, die
wir mit leicht geöffneten Segeln und gutem Bootsspeed auf Distanz halten können. Nur die No7
pirscht sich wieder näher heran und dampft den Abstand schließlich auf zwei Bootslängen ein.
Zieldurchgang Platz 1, das war knapp, aber besser konnte der Tag nicht beginnen – wir sind richtig
gut gelaunt…
Der Wettfahrtleiter Michael Groh vom gastgebenden Verein platziert mit seiner Crew nun zügig die
notwendigen BM für die nun zu segelnden UpandDowns. Wir starten wieder ganz gut aus der Mitte
mit Wind von Steuerbord, wissen nur nicht so recht ob wir die linke oder rechte Seite halten sollen.
Die Luvtonne liegt im Windschatten östlich des Ruden. Der Küstenwald im Norden der Insel ist uns
nicht ganz geheuer und wir gehen mit nach rechts. Leider reihen sich dort schon bald etliche Boote
auf die Layline und wir verhungern ein wenig bei dem Versuch uns darunter zu legen und trotzdem
zügig zur Luvtonne zu kommen. Mist wir werden gnadenlos überlaufen und finden uns bei Rundung
der BM irgendwo auf Platz 25 wieder. Wir parieren diesen Rückschlag indem wir sofort an der BM
wenden, den Spi dadurch etwas später setzen, aber nun mit relativ freiem Wind in Richtung Gate
fahren. Die Taktik zahlt sich aus und wir können einige Plätze gut machen. Wir bleiben nun auf der
rechten Seite halten unseren Platz auch auf der zweiten Runde, kommen schließlich als 13. ins Ziel.
Kurz vor dem Zieleinlauf gelingt es uns nicht an Speedy aus Siethen vorbeizukommen. Unser Angriff
unter Spi kommt leider etwas zu zaghaft, naja das müssen wir noch üben. Lauf drei wird durch die
Wettfahrtleitung gekürzt und wir müssen nur eine Runde fahren (Start-1-Gate-1-Ziel). Wir kommen
wieder gut aus der Mitte weg und haben freien Wind. Aus den Erfahrungen des vorhergehenden
Laufes wissen wir: Nicht unter die auf der Layline herankommenden Boote legen, wir schenken einen
Platz her und wenden hinter Teamwork und Cutty Sark, aber über Ösfass. Die weitere Annäherung
am die BM ist nun entspannter und vor allem schneller, das Ösfass hat zu kämpfen und teilt unser
Schicksal aus Lauf 2. Wir kommen gut zum Gate und gehen zusammen mit Resi um die linke Tonne.
Geschwindigkeit und Höhe stimmen. Wir sind so schnell das wir uns von Resi etwas absetzen, um
schließlich mit Steuerbordbug vor ihnen zu passieren. Platz vier an der Luvtonne halten wir nun bis
ins Ziel, fahren damit ein weiteres Topergebnis ein. Ein toller Segeltag. Der letzte Start läutet nun die
Rückfahrt durch den Peenestrom ein. Vier Läufe beinhalten einen Streicher und das soll nach
Möglichkeit der 13. Aus dem 2.Lauf sein. Wir starten diesmal am Startschiff, rutschen aber in die
zweite Reihe und sind dadurch etwas abgedeckt. Nach einer Minute ist der Weg aber frei und wir
können uns befreien indem wir auf die rechte Seite wechseln. Wir runden die BM schließlich in der
Top10 und damit insgesamt in der Nähe des Podiums. Der Weg ist jedoch noch weit und das Feld
schiebt sich immer weiter zusammen. Die Ziellinie liegt immerhin noch „Offshore“, doch erste Effekte
der Landabdeckung sind trotzdem spürbar und äußern sich in mehr oder weniger zufällig
einfallenden Böen. Wir sind nicht besonders gut positioniert und fallen langsam wieder zurück. Mit
letztem Schwung gehen wir als 13. noch knapp vor Speedy und Preussen ins Ziel. Aber was für ein
Segeltag! Wir landen in der Endabrechnung mit 3 Punkten Rückstand auf das Podium, schließlich und
absolut verdient, auf dem 6. Platz. Cutty, No7 und Ösfass liegen Punktgleich auf den Rängen vor uns.

Souverän fährt Teamwork einen weiteren Sieg ein und Resi macht das Podium komplett. Wir feiern
trotzdem – diesmal mit Rum, oder haben wir den schon am Freitag getrunken? Wäre ja auch eine
Variante. Uns wird im Laufe des Abends auch empfohlen, vielleicht doch nicht über ein Alurigg
nachzudenken – mehr Anerkennung geht nicht. Die Segel sind ja auch schon wieder alt, dadurch
allerdings auch geräuscharm. Egal, die Party ist mal wieder 2.Disziplin, und wir bringen alles in
Schwung. Hier wird in Auszügen immer noch unsere Playlist von 2021 gespielt, fantastisch!
Für alle die den ganzen Tag, vielleicht wenn es im Winter mal durchregnet, noch mal mit uns erleben
wollen, sei der Livestream auf Seesport Videos empfohlen. Schlappe 7 Stunden Wackelbilder mit
Moderation – aber eben auch mit uns ;O)

Niemals aufgeben – Blaues Band vom Stettiner Haff

Wir rollen die Genua aus und bekommen sofort einen Watschen oder heißt das eine gewaschen,
jedenfalls sind wir direkt nass. Die Bedingungen beim „Blauen Band vom Stettiner Haff“ sind, nun ja,
fordernd. Ueckermünde ist der Start- und Zielort dieser beliebten Langstreckenregatta auf dem
Stettiner Haff. Die Kurse werden entlang der Mittelfahrwassertonnen, die eine gerade Linie durchs
Haff bilden, abgesteckt. Heute gilt es Start-H3-H2-H5-Ziel abzusegeln. Klingt erstmal einfach. Also
Postkarte raus wegen der Orientierung, Brille putzen… doch Halt! – haben wir nicht in Peenemünde
die erste Langstrecke geführt. Also nochmal: Koordinaten eintippen, Wegepunkte setzen, Fernglas
griffbereit halten.
Aufgrund der Urlaubszeit hat sich unsere Stammcrew empfindlich ausgedünnt und wir haben uns so
extern Verstärkung gesucht. Hilfsbereit, kompetent und segelfreudig dürfen wir heute an Bord
begrüßen: Bernd aus Teterow (ein echter Libero, heute am Groß) und Phillip aus Eggesin
(einheimischer Optimist, bald XY). Frank, Alex, Johanna und Ronny komplettieren unsere Aufstellung.
Anstoß ist, quatsch Start ist, vor der Ueckermündung, bei 4-5 Windstärken, West, und gleichmäßiger
0,5-1,0m Welle auch aus West. Also wir sind schon mal nass und rollen die Genua erstmal wieder
weg, genug gesehen. Stark untergewichtig und mit unseren Holzmasten auch eher topplastig,
fürchten wir unseren Kutter nicht ausreichend ausreiten zu können. Und mit ständig gefiertem Groß
möchte man auch nicht über die Regattabahn gehen, aber zurück geht’s nun sowieso nicht mehr. Wir
beschließen uns aus dem größten Startgedränge rauszuhalten um nicht noch zusätzlich Stress zu
generieren. Der Wind dreht noch vor dem Ankündigungssignal nach links und bevorteilt das Pinend
deutlich. Wir spekulieren, dass der Dreher weiter geht und starten nahe der Mitte mit Wind von
Backbord. Freien Wind haben wir sofort aber leider keinen Anlieger zur Luvtonne. Die erreichen wir
dann im Mittelfeld und gehen zusammen mit Cutty und Wikan um die Tonne. Die guten Starter sind
da schon auf und davon. Teamwork, Merlin x.0 und Nautlius haben schon einen großen Vorsprung.
Wir wechseln wieder auf Postkartennavigation. Wir rechnen damit, dass uns Cutty und Wikan bald
überlaufen und wir hoffentlich einigermaßen mitfahren können. Den Spi lassen wir erstmal unten
und checken ob wir auch so zurechtkommen. Mal wieder beweist der Zephyr phänomenalen
Bootsspeed und entfernt sich Meter um Meter von unseren Verfolgern – für alle die das vielleicht nur
überflogen haben, Cutty Sark! Vielleicht ist es nur Wunschdenken aber ich registriere, dass der Wind
nun doch noch weiter links dreht, wir ziehen den Spi. Wir setzen uns noch weiter von den Verfolgern
ab, passieren weitere in Luv liegende Kutter, sehen immer mehr Spinnaker aufploppen. Wir
erreichen den Tonnenstrich der vor kurzem noch Horizont war und begeben uns auf die nasse Kreuz
Richtung H2. Tatsächlich rutschen wir ganz gut über die hackige Welle. Dennoch fehlen auf der
langen Kreuz einige Prozent um weiter mitzuhalten, unsere Aufholjagd scheint beendet zu sein. Wir
runden H2 als etwa 10. Knapp vor Wikan, freuen uns aber auf den langen Spikurs bis zur nächsten
Bahnmarke, auf die wir auch sofort zuhalten. Und tatsächlich gelingt uns hier Topspeed bis fast 8
Knoten, was zwar nur wenige Augenblicke währt, trotzdem richtig Spaß macht. Gefühlt können wir
den Abstand nach vorn wieder etwas verkürzen, obwohl die ersten kaum noch zu sehen sind.
Zumindest halten wir sicher unsere Position und uns in den Top10. Mit einem kurzen Verholer bringen wir uns wieder über die H5 und runden dejavu-mäßig knapp vor Wikan auf den Zielschenkel.
Die Kursänderung verheißt nichts Gutes. Wieder hacken wir durch die Welle können aber diesmal gut
die Höhe fahren und damit die Goyatzer in unseren Abwinden halten. Die vor uns liegenden Kutter,
außer zunächst Tigris aus Anklam, wenden relativ zeitig um sich weiter nach Westen zu verholen.
Dabei achten sie sicher darauf sich nicht zu weit von ihrem direkten Konkurrenten zu entfernen. Wir
beobachten aber auch die noch ungünstiger stehende Welle und entscheiden uns, so weit wie
möglich erstmal unter Land weiterzufahren, in der Hoffnung auf bessere Bedingungen. Tigris hat aber
ähnliches im Sinn und legt sich mit etwas Abstand über uns. Wir halten angestrengt Ausschau nach
Zielschiff und Tonne. Üblicherweise liegt die Zielmarkierung rechts vom Zielschiff, doch dort ist nicht
auszumachen. Auf der linken Seite liegt allerdings ein gelbes Fass, gute 200m vom Schiff entfernt.
Dass es nicht die Badestelle ist, bestätigt unser junger Local, die sollen weiß sein. O.k . Tigris öffnet
die Segel und fällt schon auf uns ab. Mit Merlin und Ösfass, die auf das Zielschiff zueilen, kämpfen wir
ums Podium. Das haben wir so nicht erwartet. Die offensichtlich und später auch bestätigte Drift der
Zieltonne, das Motor(problem)boot konnte sie nicht zurückholen, ermöglicht uns ohne Wende von
der letzten BM bis ins Ziel durchzuziehen. Teamwork fährt einen weiteren 1.Platz ein, vor Merlin,
Ösfass und Tigris. Wir gehen als Fünfte durchs Ziel und feiern das wir einen Sieg. Unser Lightweigth-
Kutter hat sich doch ganz gut über die Wellen gehoben und auch die Wassereinbrüche Amwind
haben sich Grenzen gehalten (die Gartenpumpe hat ihre Premiere gut gemeistert). Wir gewöhnen
uns langsam an den Luxus der freien Liegeplatzwahl. Wir genießen erstmal den tollen Erfolg und
fangen dann langsam an abzutakeln. Die Siegerehrung findet diesmal mit großem Orchester auf der
Hafftage-Bühne statt.
Fazit: 5.Platz von 21 Kuttern, bei anspruchsvollen Bedingungen und mit Mindestbesatzung, dabei
zwei Jugendliche und zwei Gäste, Platz 2 bis 5 innerhalb von ca. 30 Sekunden, ein perfektes Ergebnis.
Wir haben auf unsere eigenen Einschätzungen vertraut und unseren Kurs selbstbewusst bestimmt, es
zahlte sich aus.
Momentan werden wir auf dem 9.Platz in der Deutschen Kutterrangliste geführt. Bei 4 gesegelten
Regatten sind bislang alle Ergebnisse in die Bewertung eingeflossen. Die besten 6 werden am
Saisonende gezählt. Die Platzierung in der Rangliste ist eine gute Standortbestimmung, hat aber
bislang noch keine weitere Bedeutung. Allen Beteiligten eine schöne Ferien-und Urlaubszeit. Ich
hoffe ihr freut Euch alle auf die spannenden Regatten in der zweiten Saisonhälfte, mit hoffentlich
ähnlich guten Ergebnissen, ähnlich tollen Geschichten. Der nächste Start könnte zum Käpt´n-Kämpff-
Pokal in Teterow sein. Auf zu neuen Ufern!